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Klinikum Aschaffenburg-Alzenau

 

Genau darauf habe ich gewartet.

Wofür stehe ich jeden Morgen auf? Erfüllt mich der Job, den ich täglich mache? Oder befinde ich mich im sprichwörtlichen Hamsterrad, das mich nicht nur auslaugt, sondern den Sinn, den ich in meinem Beruf anfangs sah, Runde um Runde zerrinnen lässt? All diese Fragen kennen die Teilnehmenden des zweiten Tagesworkshops von „Meine Station“ allzu gut – mehr noch: Sie sind der Grund dafür, warum sie heute – an einem Samstag – erneut zusammensitzen und beschließen, neue Schritte zu wagen, um diese Fragen für sich persönlich anders zu beantworten als bisher.

Jede Person im Raum bringt ihre eigene Geschichte mit. Es sind Pflegende, Ärzte, MTA’s, Menschen weiterer Gesundheitsberufe und einige, die ihre eigene Rolle erst noch finden und definieren möchten. Viele haben Klinikerfahrung, andere sind gespannt darauf, diese demnächst zu machen. Die Energie im Raum ist von Beginn an deutlich spürbar: Kaum sitzen alle im Kreis, ist Verbundenheit da. Bereits in der kurzen Vorstellungsrunde zeichnet sich ab, warum. So sagt eine Pflegekraft, die aufgrund der Strukturen ihres damaligen Arbeitgebers das Krankenhaus verlassen hat: „Eigentlich habe ich mir geschworen, nie wieder im Krankenhaus zu arbeiten. Aber als ich hiervon las, dachte ich, das muss ich mir ansehen. Und nun sitze ich hier.“ Eine Ärztin pflichtet ihr bei: „Ich habe die ganze Zeit auf den nächsten beruflichen Schritt gewartet, doch nichts hat mich wirklich angezogen. Jetzt weiß ich: Es ist genau dieses Projekt.“ Nicken in der Runde, es scheint, als fänden sich viele in diesen Aussagen wieder. Was genau uns erwartet, wissen wir nicht. Aber wir wissen: Damit es gut wird, muss es anders werden.

Heute soll sich der Nebel etwas lichten. Bereits im ersten Workshop vor einigen Wochen konnten wir uns erstmalig in New Work-Themen eindenken und -fühlen. Wir beschäftigten uns mit unserer Haltung, unseren Bedürfnissen und welche Rolle diese in unserer beruflichen Tätigkeit spielen können und sollten. Heute wird es konkreter: Was genau soll für die Patienten auf „Meine Station“ anders sein? Wie wird uns der „Loop Approach“ Struktur und Orientierung bieten? Wie wollen wir zusammenarbeiten und Verantwortung teilen? Was sind die nächsten Schritte? Bei alldem lernen wir uns auch als Menschen näher kennen: in Kleingruppen, in den Pausen und beim gemeinsamen Mittagessen. Nicht selten spricht irgendjemand aus, was auch ein anderer gerade im Kopf hatte.

„Die Kraft für die Veränderung kommt nicht aus dem Streit über die Vergangenheit oder das Jetzt. Sie kommt aus der Zukunft“, schreibt Vera Starker in ihrem Buch „New Work in der Medizin“. Zentral sei ein gemeinsames positives Zielbild. Ein solches entsteht jedoch nicht von heute auf morgen. Bei aller Euphorie ist einigen Teilnehmenden anzumerken, dass das über viele Jahre gelernte „Das geht nicht, weil…“-Denken in den Köpfen durchaus noch vorhanden ist. Dieses darf nun – manchmal etwas ungläubig über die im Raum schwebenden Chancen – Schritt für Schritt aufgelöst werden.

Ein Schlüsselmoment im Hinblick auf das gemeinsame Zukunftsbild ist der Grundriss der Station, den Chefarzt Hubertus Schmitz-Winnenthal auf die Leinwand bringt. Das also sind die Räumlichkeiten, die darauf warten, mit Leben gefüllt zu werden, mit unserer Kompetenz, Menschlichkeit und unserem Engagement. Das Projekt wird plötzlich anfassbar, das Denken in unseren Köpfen verbreitert sich: „Wie könnte es sein, wenn…?“ Wenig später sprudeln in der Kleingruppenarbeit die Ideen, welche anschließend zu Projektthemen fokussiert werden.

Wofür stehe ich jeden Morgen auf? Ich bin mir sicher: Nach diesem bereichernden Workshop sind wir der Beantwortung dieser Frage deutlich nähergekommen.