2017 war für das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau ein Jahr mit ganz besonderen Herausforderungen, so konnte der Fusionsprozess der beiden Standorte Aschaffenburg und Alzenau erfolgreich fortgeführt werden. Im Zuge dieses Zusammenschlusses wurden nicht nur die gesamten Verwaltungsbereiche zusammen geführt, sondern auch eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahre bewältigt: Die Umstellung des Krankenhausinformationssystems auf ein neues Programm. Dabei wurde nicht einfach „ein Schalter umgelegt“. Dieses gewaltige Projekt zur Verarbeitung aller Daten rund um Patienten und ihre Behandlungen forderte alle Mitarbeiter, besonders aus Pflege, IT und dem ärztlichen Bereich. Prozesse wurden angepasst und Mitarbeiter in über 700 Sitzungen im neuen Programm geschult.
Auch medizinisch sind die beiden Standorte weiter zusammengewachsen: Mit dem Generationswechsel der Chefärzte wurden, beispielsweise in der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie in der Anästhesiologie, Zentren gegründet, die beide Standorte in einem medizinischen Konzept miteinander vereinen. „Es ist uns gelungen, auf einem hartumkämpften Markt, hochqualifizierte Chefärzte für das Klinikum zu gewinnen, die eine Neuausrichtung der Kliniken begleiten und neue Spezialisierungen aufbauen“, betont Geschäftsführerin Katrin Reiser diese besondere Herausforderung.
Defizit höher als erwartet
Insgesamt schließt die Klinikum Aschaffenburg-Alzenau gGmbH das Geschäftsjahr 2017 mit einem Fehlbetrag von 10,4 Millionen Euro ab, das entspricht einem operativen Jahres-Fehlbetrag in Höhe von 8 Millionen. „Mit diesem wirtschaftlichen Ergebnis sind wir deutlich hinter den Erwartungen geblieben“, erklärt Katrin Reiser. Die Gründe dafür seien vielfältig.
Die Vergütung im Krankenhaus erfolgt über den sogenannten Basisfallwert, der für jedes Bundesland separat verhandelt wird. Seit zwei Jahren liegt der Basisfallwert in Bayern, im Vergleich zu anderen Bundesändern, an der unteren Grenze. So würde ein Krankenhaus gleicher Größenordnung ein einem andern Bundesland rund 4,5 Millionen Euro mehr Erlöse bei gleicher Leistung erwirtschaften.
Mit insgesamt 39.545 stationären und rund 45.000 ambulanten Patienten im Jahr 2017 hat das Klinikum fast auf den Punkt genau so viele Patienten behandelt, wie im Jahr zuvor. Allerdings fiel die durchschnittliche Schwere der Erkrankungen deutlich geringer aus als 2016. Allein diese Veränderung birgt einen Verlust von rund 4 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Verschiedene Faktoren belasteten das Ergebnis
Obwohl der Generationswechsel der Chefärzte sehr erfolgreich war, geht er dennoch häufig mit einem kurzfristigen Rückgang der Leistungen einher. Auch verursachen neu eingeführte moderne Techniken zunächst Kosten. Beispielsweise sind minimalinvasive Methoden schonender für Patienten. Neben neuer technischer Ausstattung erfordern sie längere OP-Zeiten. Das dient zwar dem Wohl der Patienten, wird aber von den Krankenkassen nicht ausreichend vergütet, obwohl sich in der Folge Intensivaufenthalt und Krankenhausdauer verkürzen.
Allein aufgrund von Tarifsteigerungen und der neuen Entgeltordnung im Öffentlichen Dienst musste das Klinikum im vergangenen Jahr rund 3,9 Millionen Euro mehr für Personalkosten aufbringen, die nur teilweise über die Krankenkassen finanziert werden. Weitere 1,6 Millionen Euro wurden für Personaleinstellungen aufgewendet.
In den vergangenen Jahren wurde viel im Klinikum investiert. Neben der Finanzierung durch Fördermittel und Zuschüsse des Trägers, hat das Klinikum selbst in erheblichem Umfang eigene Mittel für die Modernisierung aufgewendet. So wurden beispielsweise der Neubau der Notaufnahme, der Pathologie sowie der Neubau des Eingangsbereiches und die im vergangenen Jahr fertiggestellten neuen Parkdecks teilweise direkt vom Klinikum finanziert. Hinzukommen weitere, nicht geförderte, Investitionen in die Medizintechnik. Diese aus Eigenmitteln durchgeführten Investitionen belasteten das Ergebnis mit rund drei Millionen Euro. Zusätzlich muss das Klinikum gesetzlich geforderte Pflicht-Rückstellungen von 2,4 Millionen Euro bilden.
„Auch wenn wir die wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllen konnten, sehe ich das Jahr 2017 als erfolgreiches Jahr“, betont Katrin Reiser. „Denn es stand im Zeichen großer Herausforderungen, abseits der direkten Patientenversorgung. Dafür möchte ich allen Mitarbeitern ganz ausdrücklich danken.“
Die sehr erfolgreiche KTQ-Erst-Zertifizierung des Standortes Alzenau und die Re-Zertifizierung des Standorts Aschaffenburg sind ein gutes Zeichen für die hohe Qualität der medizinischen Behandlung. Im Ergebnis der Zertifizierung liegt das Klinikum nun mit beiden Standorten im Bundesdurchschnitt im oberen Viertel aller zertifizierten Krankenhäuser.
In Anerkennung aller Fakten hat der Träger den Jahresabschluss der gGmbH geprüft und unterstützt das Klinikum im vollen Umfang.