„Ich habe meine Beweglichkeit zurück“, freut sich der Patient der Unfallchirurgie. Trotz einer schweren Fußverletzung bleibt der 66-Jährige mobil, dank eines orthopädischen Dreirad-Rollers. Erstmalig ist das Gefährt im Klinikum zum Einsatz gekommen - und erregt entsprechend Aufmerksamkeit.
Nach einem Fahrradunfall mit Bruch des Sprunggelenks und Weichteilquetschung im Vorfuß steckt der Fuß nach der akuten Versorgung für 12 Wochen in einem Spezialschuh und darf nicht belastet werden. Chefarzt Prof. Dr. Arash Moghaddam und Oberarzt Dr. Artur Probst setzten auf „Orthoscoot“. Mit Hilfe des Rollers bleibt der Patient auch in der langen Zeit der Wiederherstellung beweglich, sein Aktionsradius ist wenig eingeschränkt.
„Ich darf nicht auftreten, kann aber trotzdem selbstständig Bus fahren, Einkäufe erledigen – und im Haushalt arbeiten“, erzählt der Patient. Vom Spülbecken bis an die oberen Küchenschränke erreicht er alles. Die offiziell vorgesehenen Hilfsmittel, Rollstuhl oder Krücken, hätten diese Freiheit nicht ermöglicht.
Oberarzt Dr. Probst , Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Chirurgie, spezielle Unfallchirurgie, und Fußchirurg, erkennt weitere Vorteile: Der verletzte Fuß wird hochgelagert und gleichzeitig entlastet. Körperliche Aktivität beugt dem befürchteten Muskelabbau - ein erhebliches Risiko bei Ruhigstellung - vor. „Es wirkt wie eine Krankengymnastik“, so Dr. Probst.
Der Roller ist in Deutschland seit etwa einem halben Jahr auf dem Markt. Dennoch taugt er nicht als Allheilmittel und für Jeden. Die Voraussetzungen müssen stimmen, beginnend bei der persönlichen Konstitution. Dr. Probst: „Herr D. ist ein sportlich mobiler Mensch, der die Freiheit zu nutzen weiß.“ Für andere Patienten mag der Rollstuhl die bessere Alternative sein.
Zudem hat das neue Angebot noch keine Hilfsmittel-Nummer bei den Krankenkassen. So dauerte es eine Zeitlang, bis die Krankenkassen den leihweisen Einsatz für sechs Wochen genehmigten. Und der Patient ist dafür in finanzielle Vorleistung gegangen.
Für ihn hat es sich gelohnt: „Ich fühle mich fast wie im Urlaub“, scherzt er. Anstelle der 5000 Fahrrad-Jahreskilometer leistet er jetzt Rollerstrecken.
lh